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Matthias W. Birkwald

Armutszeugnis: Köln bei der „Grundsicherung im Alter“ leider weiter auf vorderem Rang

Viele Antragsberechtigte nehmen Leistungen nicht in Anspruch. Altersarmut durch lebensstandardsicherndes Rentenniveau und Solidarische Mindestrente bekämpfen!

24.08.2023

Die aktuellen Zahlen von 2022 zur „Grundsicherung im Alter“ stellen der Stadt Köln erneut ein schlechtes Zeugnis aus. Köln belegt bei den Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfängern insgesamt weiterhin Rang 6 unter allen Kreisen und kreisfreien Städten, wie auch schon 2018. Bei den Gruppen der Frauen und Männer einzeln ist sie sogar jeweils einen Platz vorgerückt auf Rang 3 und 6 (im Vergleich zu 2018).

16.545 Kölnerinnen und Kölner sind bedauerlicherweise auf die Grundsicherung angewiesen, weil die Rente nicht zum Leben reicht. Bei einer Quote von 9,12 Prozent ist das fast jeder zehnte Kölner, fast jede zehnte Kölnerin im Rentenalter. Das darf nicht so bleiben! Da statistisch nur Seniorinnen und Senioren erfasst werden, die ihnen zustehende Leistungen auch beantragen, spiegeln diese Zahlen das wahre Ausmaß der Altersarmut in Köln nur unvollständig wider.

Wie insgesamt in Deutschland zeichnet sich auch hier der Trend ab, dass immer mehr Menschen im Alter Grundsicherung beantragen müssen, weil ihre Rente einfach nicht zum Leben reicht.

Deutschlandweit stieg die Zahl der Berechtigten bei der „Grundsicherung im Alter“ seit 2003 um 155 Prozent von 257.700 auf 658.540 im Dezember 2022. Dazu kommen 293.000 Rentnerhaushalte, die Wohngeld beziehen (31.12.2021) und 260.000 ältere Menschen, die Hilfe zur Pflege beziehen müssen. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft von 2019 hat sogar festgestellt, dass 62 Prozent aller Menschen, die eigentlich „Grundsicherung im Alter“ beantragen könnten, dies nicht tun. Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen. Das heißt insgesamt wären in Deutschland somit 1,7 Millionen Menschen grundsicherungsberechtigt!

Die Grundsicherung für ab 65-Jährige liegt dabei noch mit 923 €uro (März 2023) deutlich unterhalb der aktuellen Armutsrisikogrenzen der Europäischen Union (1250 Euro).  Nach dieser gelten 19,4 Prozent aller Menschen ab 65 Jahren in Deutschland als arm. In absoluten Zahlen sind das 1,3 Millionen Männer und zwei Millionen Frauen, also mehr als drei Millionen Menschen. Was für ein Armutszeugnis für Deutschland!

Wir müssen zurück zu einem lebensstandardsichernden Rentenniveau von 53 Prozent. Ich fordere eine einmalige, außerordentliche und zusätzliche Rentenerhöhung um zehn Prozent zum 01.01.2024, um die Inflation endlich auszugleichen. Gleichzeitig müssen wir die Armut im Alter effektiv bekämpfen. Wir fordern darum die Einführung einer einkommens- und vermögensgeprüften Solidarischen Mindestrente von aktuell 1.200 Euro netto für Alleinstehende. Österreich macht es vor und hat bereits ein weitergehendes Modell. Dieses zeigt auch seine Wirkung: Österreich steht im europäischen Armutsbericht viel besser da als Deutschland. Altersarmut zu bekämpfen ist möglich - wenn man es will!