DIE LINKE im Bundestag
100% sozial
Matthias W. Birkwald

Zwei Buchempfehlungen für eine mehrheitsfähige Linke

Universalismus und Solidarität statt „woker“ Moralisierung

07.06.2023

Zwei hochaktuelle Bücher darüber, wie linke Politik (nicht) gemacht werden sollte, möchte ich Ihnen und Euch zur Lektüre empfehlen. Ich könnte sie allerdings nicht besser besprechen, als es der Historiker Mario Keßler, bis zur Emeritierung Hochschullehrer an der Universität Potsdam, in zwei linken Zeitschriften getan hat. Keßler forscht zur Geschichte des Zionismus, des Antisemitismus sowie der Arbeiterbewegung und ist Mitglied der Historischen Kommission meiner Partei DIE LINKE.

In der linken Zweiwochenzeitschrift „Das Blättchen“ bespricht er nicht ohne Kritik, aber unterm Strich doch sehr positiv das Buch „Die Erwählten. Wie der neue Antirassismus die Gesellschaft spaltet“ des US-amerikanischen Linguisten John McWhorter. Der afroamerikanische Professor kritisierte zu Recht, bei den unter dem Etikett „woke“ auftretenden Aktivistinnen und Aktivisten ersetze „ein Zurschaustellen der eigenen Moral (.) den Kampf um soziale Veränderungen“.

In eine ähnliche Kerbe schlägt Susan Neimans Buch „Links ist nicht woke“. Das Buch der US-amerikanische Philosophin und Direktorin am Einstein Forum in Potsdam besprach Keßler noch vor seinem Erscheinen in deutscher Sprache in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift „Sozialismus“, deren Abonnent ich seit vielen Jahren bin. Neimans Buch, so macht Keßler eindrücklich deutlich, sei ein dringender Appell, dass die Linke immer auch und gerade diejenigen Menschen für fortschrittliche Politik gewinnen müsse, die man nicht von vornherein im eigenen politischen Lager wissen könne. Dies ist aber nur möglich durch eine solidarische und universalistische Politik, nicht durch ausgrenzende Rhetorik, Hypermoralisierung und Rückzug auf ein illiberales Stammesdenken. Wer sich für Susan Neimans Thesen interessiert, dem sei auch die Ausgabe des „philosophischen Radios“ bei WDR 5 vom 30. Oktober 2023 empfohlen (hier klicken).

Mögen beide Bücher viele Leserinnen und Leser auf beiden Seiten des Atlantiks finden!