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Matthias W. Birkwald

Zwei Jahre nach der Starkregenkatastophe

Der Opfer gedenken, den Helferinnen und Helfern danken, Katastrophenschutz und Klimawandelfolgenanpassung verbessern

14.07.2023
Bildquelle: Pixabay

An diesem Wochenende jährt sich die Starkregenkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit über 180 Toten zum zweiten Mal. Ich werde an diesem Wochenende aller Opfer gedenken und spreche den Familien und Hinterbliebenen erneut mein Beileid aus.

Da mein Betreuungswahlkreis, der Rhein-Erft-Kreis, direkt betroffen war, konnte ich in den vergangenen zwei Jahren viele Eindrücke über die Bewältigung dieser Katastrophe sammeln. So habe ich mir einen Eindruck über die hervorragende und professionelle Arbeit des THW verschafft, gemeinsam mit den Johannitern über Herausforderungen im Katastrophenschutz diskutiert und mich erfolgreich für den Weiterbetrieb des Baustoffspendenzentrums in Erftstadt-Lechenich eingesetzt (bitte jeweils klicken, um auf den Artikel zu gelangen).

Dabei gilt mein besonderer Dank allen organisierten und nicht-organisierten Helferinnen und Helfern in den Flutgebieten. Ich bin von ihrem Engagement und der vor Ort praktizierten Solidarität in den vergangenen zwei Jahren zutiefst beeindruckt und weiß, dass die Lage in den Flutgebieten ohne sie deutlich prekärer wäre.

Dennoch gibt es insbesondere bei der staatlichen Unterstützung für Flutbetroffene noch Ausbaupotential. Die Antragsverfahren für die Wiederaufbauhilfe sind oftmals zu kompliziert, viele Menschen sind noch nicht vollständig über alle Unterstützungsmöglichkeiten aufgeklärt und es fehlt an Gutachtern, welche die jeweiligen Schäden einschätzen und begutachten. Zudem kommen viele Kommunen nicht mit der Bearbeitung von Bauanträgen hinterher, da es oft an Personal und Geld fehlt. Es braucht somit eine deutlich bessere Ausstattung der Kommunen von Seiten des Bundes und der Länder, damit diese ihre Aufgaben wahrnehmen können.

Angesichts der Auswirkungen der Klimakrise muss auch über eine stärkere Professionalisierung des Katastrophenschutzes und vor allem viel mehr über eine deutlich bessere Anpassung an die Folgen des Klimawandels diskutiert werden. Hier wurden schon einige erste Lehren aus der Starkregenkatastrophe gezogen. So wurde beispielsweise das Warnsystem Cell-Broadcast eingeführt, ein Hochwassermanagement inklusive Pegelstandsmessungen wird nun endlich auch für kleinere Flüsse in NRW etabliert und die Hochwassergefahrenkarten werden mit den Erkenntnissen aus der Flut aktualisiert. Trotzdem gibt es noch eine Menge zu tun. Es benötigt flächendeckend gut funktionierende Sirenen, die idealerweise batteriebetreiben sind, sodass sie bei einem Stromausfall weiter laufen. Für Notfälle sollten Behörden Satellitenkommunikationsinfrastruktur bereithalten, sodass Kommunikation auch bei einem Ausfall der Handy- und Telefonnetze weiterhin möglich ist. Darüber hinaus benötigt es weitere Anpassungsmaßnahmen wie die Renaturierung von Flüssen, die Schaffung ausreichender Retentionsflächen oder den Verzicht auf Wohnbebauung in Überschwemmungsgebieten.