Gemeinsames Buch von SPD und Linken : Politiker der Saar-SPD auf der Suche nach rot-roten Gemeinsamkeiten

Saarbrücker Zeitung vom 13. April 2020

14.04.2020

Saarbrücken 

 Ohne die Corona-Krise, die gerade alle anderen Themen erschlägt, hätte das neue Buch der Bundestagsabgeordneten Christian Petry und Diether Dehm sicher eine größere Aufmerksamkeit erzielt. Denn der Sammelband über das scheinbar unpolitische Thema Altern, den der Generalsekretär der Saar-SPD und das „enfant terrible“ der Linken soeben vorgelegt haben, ist ein klares politisches Statement.

     
Auch wenn sich manche Beiträge eher wie Erfahrungsberichte in die Jahre gekommener Politiker, Journalisten und Künstler lesen. So gab der Liedermacher Konstantin Wecker seinem Beitrag den Titel „Altern ist Scheiße“.

„Rente und Respekt! Das rot-rote Buch fürs Älterwerden“ haben Petry und Dehm ihr Projekt genannt. „Diether und ich hatten die Idee, zu einem gesellschaftlichen Thema eine rot-rote Antwort zu präsentieren. Weniger in Mark und Pfennig, mehr im Lebensgefühl“, sagte Petry der SZ. SPD und Linke hätten viele Unterschiede, schreiben die Herausgeber in ihrem Vorwort, aber sie hätten auch einiges gemeinsam – und diese Gemeinsamkeiten habe man mit dem Buch verstärken wollen. Ein kaum verstecktes Plädoyer für Rot-Rot auf Bundesebene.

Petry und Dehm gelingt die eine oder andere Überraschung. So haben Sahra Wagenknecht und Martin Schulz, die in der Vergangenheit nicht als glühende Rot-Rot-Fans bekannt waren, Buchbeiträge abgeliefert. In einem gemeinsamen Aufsatz beschreiben zudem die Renten-Experten von Linken und SPD im Bundestag, Matthias W. Birkwald und Ralf Kapschack, rot-rote Gemeinsamkeiten in der Rentenpolitik, etwa die Einbeziehung von Selbstständigen und Beamten in die gesetzliche Rentenkasse. Als ersten Schritt schlagen sie vor, dass auch Bundestagsabgeordnete in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen müssen.

Ebenso interessant wie die Inhalte des Buches erscheint, wen sich der Saarländer Petry, Mitglied der Parlamentarischen Linken der SPD-Bundestagsfraktion, als Mitherausgeber gewählt hat. Diether Dehm arbeitete früher als Liedertexter und Komponist für Klaus Lage, Joe Cocker, Roland Kaiser und andere, seine bekanntesten Werke sind „1000 mal berührt“ und „Was wollen wir trinken sieben Tage lang“.

Politisch ist Dehm indes umstritten, auch in seiner eigenen Partei. 2016 empörten sich andere Parteien über ihn, weil er den früheren RAF-Terroristen Christian Klar als Mitarbeiter anstellte. 2018 nannte er Außenminister Heiko Maas (SPD) einen „gut gestylten Nato-Strichjungen“. Nach Kritik der eigenen Parteispitze entschuldigte sich Dehm – aber nicht bei Maas, sondern bei Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern. Christian Petry weiß um den Ruf seines Mitherausgebers. Dem stehe aber seine Aufrichtigkeit entgegen, die für ihn der Grund für die Zusammenarbeit gewesen sei, sagte Petry.

Diether Dehm/Christian Petry (Hrsg.): Rente und Respekt! Das rot-rote Buch fürs Älterwerden, Eulenspiegel Verlagsgruppe, 96 Seiten, 8 Euro